01.09.05 – 04.09.05 Das besondere Porsche Club Deutschland Treffen 2005 an der Nordseeküste – Porsche Club Ostfriesland

Organisation

Bericht

Ich war dabei – und Sie?

Diese Headline wird Ihnen bekannt vorkommen. Ja – das treffen in Würzburg ist schon wieder ein Jahr her. Sie merken – so schnell vergeht die Zeit.

Wie ich, haben sich viele Porschefreunde auf das „erstes Treffen im hohen Norden“ gefreut.

Sicherlich war auch eine gewissen Neugier dabei, denn wann verschlägt es einen Süddeutschen, einen Großstädter schon in den hohen Norden. Und dann noch OSTFRIESLAND. Was fällt einem dazu ein? Plattes Land, Tee & Grog, in der Regel schweigsame Menschen. Auch eine gewisse Schwermütigkeit unterstellt man diesem Menschenschlag. Und wo „tobt der Bär“, wo ist Action geboten? Das was wir doch anscheinend alle jeden Tag haben möchten – und uns lauthals darüber beschweren, wenn’s nicht in unsere Tag & Nachtplanung passt.

Fragen Sie mich wie mir die ca. 900 km lange Fahrt  von München nach Emden gefallen hat, dem Genusserlebnis mit einem 911er unterwegs sein zu dürfen – fallen mir ganz spontan die zig „Trittin-Stangen“, früher mal „GROWIAN“ genannt ein, die ich aber geflissentlich übersehen habe. Für mich sind sie eine mit Steuergeldern subventionierte Umweltverschandelung der Landschaft pur. In absolut guter Erinnerung bleiben wird  das kleine tempolimitfreie Autobahnstück zwischen Oberhausen und Emden

Ich habe da von einigen gehört, die hier 50 bis 80 km/h schneller als ich unterwegs waren. Pardon – cirka 200 in einem offenen Cabrio, ist zwar auch schnell, aber eben nicht schön schnell genug, um es so wie die Turbo-, RS-, und Cayennefahrer  lustvoll zu genießen.

Die Golfspieler waren teils Tage vorher angereist und konnten so schon mal die ersten Eindrücke über die Menschen, die Landschaft gewinnen und natürlich den 18 Loch Platz des GC Wiesmoor bespielen. 

Erster gemeinsamer Treffpunkt am Norddeutschen Porsche- Club-Deutschland-Treffen  2005, war, nach der Ausgabe der Unterlagen für die nächsten Tage im Parkhotel, im angegliederten Hotel  Faldernpoort.

Groß war die Freude derjenigen, die sich schon zum zweiten und dritten PCD-Treffen hier wieder trafen und gleich etwas zu erzählen hatten. Natürlich waren auch neue Gesichter dabei – das ist ja der Sinn und Zweck dieser Treffen. Insgesamt dürften es ca. 180 Teilnehmer gewesen sein, inklusive der EU-Bürger aus Italien, Frankreich, Benelux. Der weitest angereiste Teilnehmer hatte immerhin fast 2.000 Kilometer Anreise hatte.

Am Freitag war für die Teilnehmer und die Emdener sowieso, ein Tag den man nicht so schnell vergessen wird. Schön, ein Concours d’Elegance mit über 100 Porsches ist etwas Außergewöhnliches – auch in anderen Groß-Städten –  und dass ein paar Tage später die Wiedereröffnung des Emdener Landesmuseum im herrliches Renaissance Rathaus direkt am Delft stattfinden sollte, ist für die Gesichtsbücher der Stadt wichtig. Doch die Schlagzeile des Ostfriesener Zeitung vom 2. September 2005 lautete: „Porsche-Fahrer überholen den Kanzler“. Na das war doch eine Aussage. Der Kiosk war seine zugeteilten Exemplare im Nu los, die umliegenden Tankstellen hatten bis Mittag keine Ausgaben mehr. Was steckt hinter dieser Schlagzeile? Tja – der PCD und der PC Ostfriesland hatten weit blickend und hatten rechtzeitig den Platz vor dem Rathaus reserviert. Und da kann kommen, was will – auch ein Kanzler muß für Porsche warten – zumondest bis zum Nachmittag. Wer zuerst kommt, der mahlt eben zuerst. „Ein Mann, ein Wort“ und das gilt für Ostfriesen mehr als für so manch Anderen oder sonst „Groß-Daher-Redner“. Sie, die Ostriesen, reden zwar nicht viel (unnützes), aber was sie sagen, das meinen sie auch: Ein Wort – ein Ehrenwort.

Der Mann, oder die Männer – das sind der OB von  Emden, Alwin Brinkmann) und Horst Wendelken, Präsident des PC Ostfriesland. Der OB, groß, stark, wie ein Fels in der Brandung, er der „sonst die Interessen seines Herrn vertritt“ und trotzdem sein ICH nicht vergisst und der kleine, quirlige Horst, der über Jahrzehnte hinweg als evangelischer Pfarrer „seinem/unseren Herrn“ treu gedient hat. Diese beiden Männer setzen sich zusammen, reden, reden und diskutieren (wie gesagt: wir sind in Ostfriesland) und es ist letztendlich der kleinste Porsche Club, der eine beispiellose und großartige Leistung vollbracht hat! Möge es  „hinter den Kulissen“  ein paar Unwägbarkeiten gegeben haben (die gibt es bei jeder Veranstaltung und passieren einfach) so verdient die Organisation insgesamt (einschließlich der freundlichen Polisten !), die Auswahl der Lokation, das Timing, die Streckenführung, die Hilfebereitschaft in „fast allen Lebenslagen“ , einfach Alles, allerhöchstes Lob und Anerkennung.

An dieser Leistung werden sich zukünftige Porsche Clubs bei der Ausrichtung von PCD-Treffen orientieren, ja messen lassen müssen.

Sorry, für diesen „Abweichler“ aber das musste an dieser Stelle einfach mal gesagt werden!

Zurück zum Concour d’Elegance. Schade, dass gerade an diesem Tag das Wetter nicht mitspielte. OK, es regnete nicht, aber die grauen Wolken ließen weder das schöne Rathaus aus dem Jahr 1574 im Glanz erstrahlen, noch die vielen Porsches, die sich davor, schön geputzt, aufreihten.  Für die Emdener, für die große Porschefamilie die Möglichkeit, die verschiedensten Porschetypen (gemeint sind die Autos) zu begutachten, zu bewerten, nach dem Motto: „Wer ist der Schönste“.

Da gab es schon ein paar heiße Typen. Wie z.B. der Cayenne von Rainer Hetterich (Präsident von PC Rhein-Main-Taunus), weinrot, statt silber oder schwarz, passend zur Nagellackfarbe seiner Frau, sagt er…., tiefer ist er auch gelegt und bei Bedarf übersteigt die Höhenverstellung das normal übliche. Oder die beiden, weißen 928er. Klassiker aus einer Zeit, in der Luxusausstattung und Fahrkomfort noch nicht zum Porscheprogramm gehörten. Und was wäre ein Concour d’Elegance ohne einen ehrwürdigen 356er.

Irgendwie scheint der Draht von Horst Wendelken zu seinem Herrn, „da dr’oben“ doch noch nicht abgebrochen zu sein (die Noch-Kanzler-Rede war auch vorbei), auf jeden Fall bescherten uns die nächsten Tage ein herrliches Wetter. blauer Himmel, grüne, saftige Wiesen, noch nie gekannte und gesehene kleine Ortschaften, mit Klinker verputzten schmucken Häuschen, die sich um die Kirche herum gruppieren. Der kleine Edekaladen ist Poststelle, Kummerkasten, Drogerie und – neudeutsch – Meetingpoint für die Einheimischen. Gäste werden freundlich mit „Moin“ begrüßt (Nur Touristen sagen: Moin-Moin). Wenn dann, wie an diesem Wochenende geschehen 100 Porsches „einfallen“, gibt’s kaum ein durchkommen mehr für Traktor, Kinderwagen und Fahrräder auf den teils ungeteerten und sonst gepflasterten Sträßchen. Darüber wird man noch nach Jahren erzählen und Chroniken werden darüber berichten (Wahrscheinlich). Es hat den Anschein, dass hier die Welt noch in Ordnung ist.

Das  bei der Ankunft übergebene Roadbuch enthielt übrigens eine ganze Reihe von kniffligen und interessanten Fragen nach Ereignissen, in und rund um Emden bzw. der Gegend.

Wo steht die älteste Orgel Nordeuropas? In Rysum, ein kleiner, Ort mit ca. 850 Einwohnern, vor 1.000 Jahren „Hrisinghem“ genannt, mit einer Steinkirche und dem Friedhof mitten im Ort . Die Orgel aus dem Jahr 1475 (das war die Zeit der Landshuter Hochzeit, König Karl der Kahle erobert Köln und belagert Lothringen, das Kap der Guten Hoffnung wird entdeckt) gibt sogar noch Töne (intern. Konzerte im Rahmen des Ems-Dollart-Festivals) von sich. Wer hätte das gedacht.

Wo steht der „schiefste Turm der Welt?  (garantiert nicht in Pisa), sondern in Suurhusen. Kennen Sie nicht? Eine Bildungslücke. Übrigens: der Überhang beträgt 2,43 Meter, das sind 5,07 Grad. Der Pisaturm bringt es nur auf 4,43 Grad.

Und wie war das mit Klaus Störtebeker……?

Ja – hätten’s Sie gewusst? –   dass Emden der größte Umschlagplatz für Porsches in und für die ganze Welt (ca. 50.000 Porsches in 2004) ist?

Wo werden die größten Passagierschiffe der Welt gebaut?
Wo das 3. Clubschiff der AIDA, die ca. 250 m lang und über 32 m breit ist?, Oder ein Schiff für die sicherlich bekannte Cruises „Royal Caribbean“ mit fast 350 m Länge und 36 m Breite, auf Kiel gelegt?

Nicht irgendwo in Asien, in Korea. Dort –wo die Arbeitskräfte willig sind und billig. Sondern in Papenburg bei der privat geführten Meyer-Werft gibt es den Mythos, das Qualitätsmerkmal „Made in Germany“ für den Schiffbau! Und Jobs gibt es dort auch! Für Bauingenieure, Programmierer, Projektmanager, u.a.. (s. www.meyerwerft.de). Gigantisch sind die Ausmaße für die Trockenbaudocks. Die Krane heben zwischen 600 und 800 Tonnen. Die Schiffe werden im Baukastenprinzip zusammengesetzt und verschweißt. Das Garagentor des weltweit größten Trockendocks mist 57 m Höhe, die Halle ist 75 m hoch, 375 m lang, 125 m breit, ohne Stützen versteht sich.

Nach  dem Schiffs- und Seemannsgruß: „Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“, werden die gigantischen Liner von hier aus, in Millimeter-Maßarbeit über den Kanal in die Nordsee geschifft. Also denken Sie einmal bei Ihrer nächsten Kreuzfahrt, darn, dass ihr Luxus-Liner mit großer Wahrscheinlichkeit  hier in Deutschland, in Papenburg  auf Kiel gelegt wurde. Ist doch auch ein schönes Gefühl.

Selten durfte/konnte ich in einem Rahmen feiern, der so ehrfürchtig und ehrwürdig ist/war, wie der Galaabend in der „Johannes a Lasco Bibliothek“. Stellen Sie sich vor, eine mittelalterliche Backsteinruine, mit einer Kirche, die 1943 zerstört wurde und die im Spagat mit modernster Architektur zu einer wissenschaftlichen Bibliothek umgebaut/umgestaltet wurde. Hier befindet sich die weltweit größte Büchersammlung der evangelischen Religionsgeschichte. Und wir die Porschefahrerinnen und Porschefahrer mitten d’rin. Eingerahmt von „Weißkragen“ Gemälden, die die typische Talartracht der evangelischer Pfarrer aus den letzten Jahrhunderten zeigen. 

Im Smoking, langem Abendkleid, Schmucktäschen und Glitzersteinchen –ein Galaabend, wie er schöner nicht hätte sein können.  Das ist natürlich auch der passende Rahmen für Ehrungen.

Der Kleinste ist der Größte
Jedem regionalen Club der sich der großen Aufgabe stellt, ein Deutschlandtreffen zu veranstalten, gebührt Achtung und Anerkennung für sein Engagement. In vielen Wochen, Tagen und ungezählten (freiwilligen) Stunden werden Pläne erarbeitet, umgeworfen und zig mal neu ausgearbeitet. Einziges Ziel: einen reibungslosen Ablauf sicher zu stellen. Dafür stehen, neben dem Engagement und dem Erfahrungsschatz des PCD,  und hier ganz besonders von Frau Ilse Nädele, die nun wirklich weltweite und jahrzehntelange Erfahrung hat, viele Clubmitglieder zur Verfügung. Wie bringt es aber der kleine PC Ostfriesland fertig „die Massen zu bewegen“? Wie viele (irdische) helfende Hände hatte Präsident Horst Wendelken? Von ganz oben, waren da eine Menge Helfer dabei, auf Erden nur eine Handvoll. Für seinen persönlichen und unermüdlichen Einsatz wurde er in diesen einst geheiligen Hallen mit minutenlangen Standingovationen stürmisch und dankbar gefeiert. 

Lob und Anerkennung gab es auch von Bernhard Maier, Geschäftsführer der Porsche Deutschland GmbH, der extra für diesen Abend mit seiner Frau angereist war. Aus seinem Team waren es Dr. Jürgen Gessler und Anke Brauns, die im Vorfeld viele Wege ebneten. „So ganz nebenbei“ nutzte Fritz Vetter, die Örtlichkeiten um seinen 70.+ Geburtstag im gebührenden Rahmen zu feiern. Aufs Herzlichste gerührt nahm er die Glückwünsche „seiner“ Clubfreunde entgegen. Zum Zeitpunkt der Feier bekannt aber nicht publik , war das letztmalige Erscheinen von Volker Spannagel und seiner Frau bei einer Porscheveranstaltung. Er geht in den wohlverdienten Ruhestand. Mehr als xx Jahre war er als Kenner der externen und internen Porscheszene Anlaufpunkt für die Porsche Clubmitglieder aus aller Welt.  Wir sagen 911 mal Danke. Wir werden ihn vermissen, ebenso wie Jutta Aldenhoff, die mit einem Karrieresprung in die Abteilung Porsche Klassik wechselt.

Haben Sie schon mal „gebosselt“?  Oder versucht eine Kuh zu melken?

Nach geistiger Schwerstarbeit war bei der Such- und Bilderfahrt Körpereinsatz und Handarbeit gefragt. Bosselt ist (anscheinend) eine ostfriesische Variante unseres bayerischen Eisstockschießens – im Sommer.

Man suche erstens, eine relativ schmale Straße (einspurig) und als Schwierigkeitsgrad eine leicht gebogene Kurve. Dann nehme Mann oder Frau einen kegelgroßen Hartgummiball und schiebe (wie beim kegeln) denselben möglichst weit. Bei zuviel Kraftaufwand schafft der Ball in ca. 80 m die Kurve nicht und fliegt raus, oder er „verhungert“ vorher schon. Mit richtiger Technik schafften die Besten fast 200 m – das geht nicht mal beim Eisstockschiessen!

Na ja – und beim Melken einer Kuh wurden die Bedenken und Ermahnungen des Tierschutzbundes strikt beachtet. „Gisela“ entpuppt sich dann (zum Glück) als Holzmodell mit Gummizitzen. Ob nun eine starke Männerhand den Milchtopf zum überlaufen brachte oder eine zarte Frauenhand – die Ergebnisse liegen beim PC Ostfriesland.

Eines haben die Teilnehmer an diesem PCD Deutschland-Treffen 2005 schnell ge- und bemerkt: Die ewige Brise Luft, die Sonnenstrahlen, die Weite, die Fahrt durch Marsch und Geest – das macht nicht nur hungrig, sondern auch sehr durstig. Auch daran hatten die Organisatoren gedacht und reichhaltig für Fisch und Fleisch in allen Variationen , Bier und Korn bis zum „abwinken“ gesorgt.

War der Begrüßungsabend schon sehr „Gürtelumspannend“, so war der Ostfriesenabend in der Alten Post in Aurich die Steigerung schlechthin. Und wie gesagt: Bier und Korn.

Einen Männerchor zuzuhören ist schön, sofern man/frau über ein Musikgehör verfügt. Einen Seemannschor zuzuhören – das weckt dann Sehnsuchts- und Heimatgefühle, auch für diejenigen, die kein Musikgefühl haben. Der Männerchor sorgte mit seinen Liedern für eine bombige Stimmung.  Die bis dahin schon fröhliche Porscheschar steigerte sich von Lied zu Lied in eine kaum zu glaubende Euphorie und Ausgelassenheit, die man kaum vermutet hätte. Und wie gesagt: Bier und Korn- und um 24 Uhr ist Schluß! Pasta

Zum Glück hatte man die Hin- und jetzt die Heimreise mittels Busse organisiert. Und dann das: glücklich und zufrieden aber etwas Müde in den Bus eingestiegen, hieß es: Aussteigen, Alle aussteigen!  Die Überraschung war perfekt. Ein Feuerwerk. Für wen? Für UNS!! Wenn einem so viel Gutes wird beschert – das ist es dann Wert weiter gefeiert zu werden: Bei Bier und Korn, versteht sich. Und darauf wurde dann auch ausgiebig im Parkhotel Wert gelegt. Nichtöffentliche Protokolle sprechen von Sprechzeiten bis ca. 4 Uhr Früh.

Nicht treffender hätte der Ausklang dieses wunderschönen Wochenende in Ostfriesland enden können: Im „Klub zum guten Endzweck“ wurde bei einem, wie könnte es anders sein – üppigen Brunch die Sieger des PCD Treffen 2005 an der Nordseeküste mit Pokalen und Preisen geehrt und schließlich verabschiedet.

Nächstes Jahr heißt es wieder: Ich war dabei – und Sie?

Ich würde mich freuen und der PCD und viele andere Porscheclubmitglieder auch, wenn SIE, ja SIE, die Sie dieses mal nicht mit dabei waren, im nächsten Jahr mit dabei wären.

Das wäre doch ein Treffen der Superlative!
Wir freuen uns darauf!.

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