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     Als Johannes Badrutt 1856 an der höchsten bebaubaren Stelle von St. Moritz, dem Kulminationspunkt, eine kleine Pension mit gerade mal 12 Zimmern eröffnete, verbrachten die ersten englischen Touristen bereits ihre Sommer hier. Als Visionär legte Badrutt damit nicht nur den Grundstein für die Schweizer Luxushotellerie im Alpenraum, sondern erweckte 1864 durch eine kühne Wette auch den alpinen Wintertourismus zum Leben: Er schwärmte den britischen Gästen vor, wie schön St. Moritz auch im Winter sei und lud seine Stammgäste ein, sich selbst zu überzeugen. Würde es ihnen nicht gefallen, käme er für ihre Reisekosten auf. Sie ahnen es: Den Engländern gefiel St. Moritz mit seinen verschneiten Bergkuppen, blauem Him- mel und den unzähligen Sonnenstunden auch im Winter und so blieben sie gleich bis April.
Um sich auch im Winter angemessen zu vergnügen, kamen die Engländer bald auf die verrücktesten Ideen, wie zum Beispiel das einzigartige Cresta Rennen, das bis heute nur in St. Moritz praktiziert wird. Und da Wintersport bekanntlich hungrig macht, stärken sich die wilden Kopfüber-Rodler bis heute jeden Mittag in der Sunny Bar im Kulm Hotel, in der es vor Pokalen und Er- innerungsfotos nur so wimmelt. Klar, dass hier auch gerne auf die eine oder andere Bestzeit feuchtfröhlich angestoßen wird.
Abends hingegen wird es hier ruhiger. Dann steht die inter- nationale Kulinarik im Mittelpunkt: Die peruanische Spitzen- köchin Claudia Canessa begeistert nämlich nicht nur mit ihrem bunten Erscheinungsbild, sondern vor allem mit nuancen- reichem Street Food, feiner Ceviche und allerlei Gegrilltem peruanischer Art. Klar, dass so viel Kochkunst auch dem Gault Millau nicht verborgen bleibt: 14 Punkte stehen dort zu Buche und zeugen von der erlesenen Küche der Sunny Bar.
Auf genauso viele Punkte in dem traditionsreichen Gastrofüh- rer bringt es auch die Pizzeria im Keller des Hauses, in der Anti-
pasti, Pizza aus dem Holzofen und Pasta auf höchstem Niveau serviert werden. Unumstrittener kulinarischer Kulminations- punkt ist aber der neueste Coup des Kulm Hotels, konnte mit Mauro Colagreco doch der Weltranglistenerste für das the K gewonnen werden. Die Handschrift des argentinischen Spitzen- kochs – mit seinem Stammrestaurant Mirazur an der Côte d‘Azur führt er die Liste der World´s 50 Best Restaurants an und hält drei Michelin Sterne – zeichnet sich durch intensive Aromenvielfalt und die Miteinbeziehung regionaler Besonder- heiten aus. Auch für seine kreativen Highlights im the K, unter anderem Rote Beete mit Kaviar oder Drachenkopf mit Topi- nambur und schwarzem Trüffel, wurde er nun schon in seiner allerersten Wintersaison in St. Moritz mit einem Stern ausge- zeichnet.
Mittlerweile besteht das Kulm Hotel natürlich nicht mehr nur aus den ursprünglichen 12 Zimmern. Gründer Badrutt brachte nicht nur das elektrische Licht nach St. Moritz, sondern baute an. Heute erstreckt sich der imposante Hotelkomplex auf über 400 Meter – eigene Eisfläche, Park und Golfplatz nicht mitge- zählt. Durch den neuen Haupteingang betritt man nun eine prunkvolle Lobby, die einen in die Belle Époque zurückversetzt. Auf samtigen Fauteuils, ausgerichtet auf den lodernden Kamin oder die Panoramafenster mit Blick auf den zugefrorenen St. Moritzersee, genießt man gerne seinen Afternoon-Tea. Tradition pur, die sich auch in den altehrwürdigen Suiten widerspiegelt. Die neugestalteten Zimmer hingegen warten mit stilvollem Design der Neuzeit auf. Der französische Star-Architekt Pierre- Yves Rochon zeichnet für deren Interieur verantwortlich: Edle Textilien in Blautönen und Materialien wie Naturstein und hel- les Arvenholz holen nicht nur optisch Himmel und Erde ins Haus, sondern wirken mit ätherischen Ölen zudem beruhigend auf den vom Cresta Rennen womöglich noch erhöhten Puls.
www.kulm.com
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