Page 3 - Blaetterkatalog_03_2023
P. 3

                 Evolution
versus Revolution
Frank Gindler
Kaum in Verlegenheit gebracht wurde der PCD Vorstand um Fritz Letters, als ein paar Wochen vorher, nach der großen 75­Jahr­ Feier auf dem Hockenheimring (s. PCLife 02­2023), an gleicher Stelle, am gleichen Ort wieder das geboten wurde, wofür „Der Ring“ steht: Motorengeräusche, Benzingeruch, Boxengassen­Feeling. Passend dazu unser Titelbild, unsere Headline (s. Seite 19) bei den Porsche Club Days: „Motorsport zum Anfassen“. Genau – das ist es! Und wenn sich dann in den Rückspiegeln auf der PCC Langstrecke die Blicke von Jung und Alt „kreuzen“, dann ist das die Realität auf unseren PCD Motorsportveranstaltungen s. ab Seite 30). Während Sie diese Zeilen hier lesen, werden auf dem Asphalt in Franciacorta (PCC), auf dem Nürburgring (PCHC) und in Hockenheim (PSC) die Besten der Besten 2023 ermittelt. Die Endergebnisse dann in ein paar Wochen, Anfang Dezember zum Nachlesen in Ihrem PCLife 04­2023.
Waren Sie auch dabei, bei den Porsche Clubausfahrten in Vidiciatico, Gardasee oder sind Sie dem heißen Sommer „entfleucht“ und haben so den hohen Norden wieder für sich entdeckt? Zusammengefasst: Wir haben unsere 30­, ja 70­jährigen Porsche Club­ Gründungen gefeiert, waren mittendrin, insgesamt mit über 870 Porsche, in Bad Füssing, haben „alle“ Südtiroler Pässe be­ zwungen und waren vom Rheinfall (Schaff­ hausen) bis nach Ostfriesland, Sylt in Deutschland mit unseren Porsche unter­ wegs. Artgerecht – und das war wirklich eine grandiose Sommersaison.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Natur schon immer experimentiert hat. Da sind u.a. Kreaturen entstanden, die – weil un­ zweckmäßig und nicht angepasst – wieder verschwanden, ein paar andere haben über­ lebt und erfüllen sogar in unserer heutigen Zeit noch ihren ursprünglichen Zweck (z.B. Krokodil, Hai). Und denke ich an den Stör, läuft mir das Wasser im Mund zusammen ...
Warum ich so mein Vorwort einleite? Nun ja, die diesjährige IAA, die Mobilitätsmesse mit dem Alibianstrich, auch E­Bikes und Kon­ sorten hätten eine Daseinsberechtigung, legt offen, wie wir, die menschliche Gattung, ebenfalls „rumprobiert“, bis sie das Passende für sich gefunden hat. Leider haben wir keine Jahrmillionen Zeit, daher muss alles wie im Zeitraffer und in aller kürzester Zeit erfunden/ entwickelt/erprobt werden. Vieles davon wird wieder in der Versenkung verschwinden und nur die besten Ideen, Konzepte und Produkte werden uns jetzt und unsere nächsten Ge­ nerationen als Zugewinn „beglücken“.
Das E­Auto ist so ein Beispiel. Schon 1881 gab es ein elektrisches Dreirad, und 1898 entwarf Ferdinand Porsche den „Egger­ Lohner C.2 Phaeton". Heute sollen wir mit Kommunikations­ und Technik­Apps vollge­ stopfte E­Autos fahren, die uns mit „Strom aus der Steckdose“ ans Ziel bringen. Das jedoch nur, wenn wir viel Zeit einplanen, um „nachzutanken“, damit wir zum richtigen Zeit­ punkt am richtigen Ort sind.
Vergleiche ich das mit meinem Verbrenner, entscheidet hier der Fuß am Gaspedal, wann und wo ich sein werde – und das ist garan­ tiert nicht: wartend an einer E­Zapfsäule.
Jetzt kommen E­Vehicles ins Spiel. Sie er­ füllen genau diese Anforderungen für die Stadt. In allen Variationen, vom E­Treter bis zum Kinderlasten­LKW (E­Bike, Pedelec und S­Pedelec). Sie tummeln sich mehr und mehr auf unseren Straßen (und Gehwegen) und suchen/finden ihre Daseinsberechtigung, ihre Zukunft und Zweckmäßigkeit.
So – Und jetzt muss es die Evolution „richten“: Warum nur auf zwei Rädern? Warum nicht drei? Mit einem Dach für schlechtes Wetter? Und Sicherheitsmaßnahmen wie Vorne­Hinten­Seiten Airbags für den Fahrer (Anm.: Was ist mit den Kindern, den Vier­ beinern, wenn sie mit 45 km/h transportiert werden und aus dem Korb, dem Sitz fallen?). Auch Luxus­Sitze mit Kühlung und Heizung wären angebracht. Und vier Räder sind nun mal besser als drei. So eingehüllt in ein Ge­ fährt kann man natürlich nicht mehr mit ei­ ner Handbewegung anzeigen, ob man links oder rechts abbiegen möchte (tut sowieso keiner mehr), also muss noch eine Blinkan­ lage installiert werden. Das alles komprimiert ergibt: das ideale E-Stadtauto! Hoch lebe die Evolution, die über zahlreiche Umwege dann doch noch gesiegt hat.
Soweit also meine Betrachtungsweise. Und wer jetzt glaubt, ich phantasiere vor mich hin – alles war da, alles war zu sehen, alles zu kaufen, auf der IAA, der Mobilitätsmesse in München.
Klar, dass ich auch Porsche an exponierter Stelle, am Wittelsbacher Platz (Hochadel, der hunderte Jahre zurückreicht) besucht habe. Staunend und würdevoll blickt Kurfürst Maximilian I. von seiner Statue auf das Volk hernieder. Keiner blickt zu ihm auf, sondern das gemeine Volk drängelt und schubst sich gegenseitig, um möglichst nah seinem per­ sönlichen Traum, seinem Traumauto zu sein: PORSCHE. Die überwiegend jungen Besucher zwischen 12 und 30 Jahren beweisen, allen Unkenrufen zum Trotz, dass sie wieder ver­ mehrt auf die individuelle und freie Mobilität auf vier Rädern setzen, ja, sich regelrecht da­ mit anfreunden (können).
Bei vielen fehlt nur noch das Führerschein­ alter und dann ein fahrbarer Untersatz, den man, dem Kontostand angemessen, auch kaufen kann. Beim Träumen bleibt’s beim Blick auf den elektrischen Hypercar Porsche „Mission X“. Vorgestellt wurde er am 8.Juni im Porsche Museum. Würde er morgen schon gebaut, ich glaube, die Nachfrage würde alle Erwartungen übertreffen und viele „Verbrenner­Besitzer“ mit ihren Bedenken gegen „E“ in Verlegenheit bringen.
In diesem Sinne
Projekt1_Layout 1 26.03.18 11:05 Seite 1
Mit 911 freundlichen Grüßen
Frank Gindler Chefredakteur
Editorial
     PCLife 03 | 2023 3















































































   1   2   3   4   5