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Uhr gedreht?
Zu diesem Zeitpunkt gärte es auch bei anderen Stamm-Ausstellern schon mächtig. Arroganz, überzogene Preisvorstellungen, man- gelnde Kundenorientierung, überholtes Messekonzept und fehlende Visionen nährten Zweifel am Verbleib in Basel. 2020 scheiterte die Ausrichtung der Messen in Basel und Genf am grassierenden Coronavirus. Die Abrechnung der ausgefallenen Baselworld 2020, der unstimmige Ersatztermin vom 28. Januar bis 2. Februar und das Fehlen eines schlüssigen Konzepts gaben 2021 den Ausschlag, dass sich renommierte Schlüsselmarken wie Patek Philippe, Rolex, Tudor, Breitling, Chanel, Chopard, Hublot, Zenith und TAG Heuer definitiv von der Baselworld ver- abschiedeten. Ohne diese zugkräftigen Publikumsmagneten hatte die ehedem weltweit bedeutendste Uhren- und Schmuckmesse definitiv keine Zukunftsperspektive mehr. Intensive Verhandlun- gen führten dazu, dass der SIHH ab 2022 eine Umbenennung in „Watches & Wonders“ erfuhr, zeitlich an die Stelle des Genfer Autosalons treten konnte und so mit allen Richemont-Marken, dazu unter anderem Chanel, Chopard, Grand Seiko, Hublot, Patek Philippe, Rolex, TAG Heuer, Tudor und Zenith zum bedeu- tendsten Event seiner Art avancierte.
Auch 2023 blieben die ersten fünf Tage den akkreditierten Fach- besuchern vorbehalten. Am Samstag und Sonntag durften sich registrierte und zahlende Gäste ansehen, was es an schmücken- den und tickenden Neuigkeiten fürs Handgelenk gibt. Nicht ver- treten waren wiederum die Swatch Group und auch Breitling. Beide betrachten die klassischen Messeformate als überholt und zeigen ihre Produkte im Rahmen eigener Veranstaltungen
Die Vacheron Constantin Overseas
Perpetual Calendar Ultra-Thin Skeleton besteht aus 276 Komponenten,
nur 8 mm hoch, über 140.000 €
oder Roadshows. Dazu Breitling CEO Georges Kern: „Wir sind damals von Basel weggegangen, weil uns die Messen keinen wirklichen Nutzen mehr brachten, und dabei sehr teuer waren. Das Investment von fünf Millionen für einen Messeauftritt kann man anderweitig kosteneffizienter nutzen.“
Bei vielen der in Genf vorgestellten Neuheiten übersteigt die Nachfrage übrigens weiterhin das verfügbare Angebot. Aller- dings zeigen sich am Horizont da und dort schon vereinzelte Wolken. Kriegerische Auseinandersetzungen, die geopolitische Situation, Inflation sowie Banken- und Energiekrise zeigen auch in dieser erfolgsverwöhnten Branche ihre Spuren. Speziell im Einstiegssegment bis 2.000 Euro plagen viele Menschen derzeit andere Sorgen als die Beschäftigung mit dem Kauf eines neuen Zeitmessers fürs Handgelenk. Weniger betroffen sind hingegen Zeit-Genossinnen und -Genossen, die in der preislichen Upper- class zu wählen pflegen. Aber auch hier ist seit April 2022 ein Wandel zu konstatieren. Ganz massiv sinkt die Bereitschaft, am Parallelmarkt für die auf offiziellem Wege nur sehr schwer erhält- liche Lieblingsuhr ein Mehrfaches des unverbindlichen Publikums- preises zu bezahlen. Und gegenwärtig sieht es auch nicht so aus, als ob sich daran rasch etwas ändern wird. Zu groß ist die Gefahr, bei weiterhin nachgebenden Graumarktpreisen am Ende einiges Geld zu verlieren. Ungeachtet dessen bleibt es spannend rund um die Armbanduhr. Schließlich ist sie für Männer das ver- mutlich wichtigste Schmuckstück. Und immer mehr Frauen wollen ihren chronometrischen Hedonismus ebenfalls unver- hohlen zur Schau stellen. uhrenkosmos.com
Finest-onTour | Uhren
  Patek Philippe
Nautilus Ref. 5740/1G hat einen
Mikrorotor. Neben der Uhrzeit, kalendarischen
Indikatoren lassen sich auch die Mondphasen ablesen. 148.800 €
PCLife 02 | 2023 87





















































































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