Page 3 - Blätterkathalog_04_2022
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                 Das A und O Wir Menschen – leider nicht alle - haben über viele
Generationen gelernt, dass es Grenzen im Mitein- ander braucht. Deshalb haben wir, wie vieles andere, auch die Zeit, alle Sekunden, Tage und Monate in einem Jahr fest verankert. Die Zeit be- stimmt bei uns, den Tagesrhythmus, das Privat- und unser Berufsleben. Und nur wir haben die Möglichkeit uns Ziele zu setzen – kurzfristig, langfristig.
Aber eigentlich „hangeln“ wir uns von einem Jahr zum anderen. Und wie wir nun mal „ge- strickt“ sind, ist so ein Jahreswechsel angetan, sich zu besinnen. Was haben wir erreicht (was nicht), wie und was wird uns das neue Jahr bringen. Wir halten – zumindest eine Zeitlang – inne. Wenn nicht, dann sollten wir es tun.
Wenn ich jetzt rückwirkend sage: „Uns geht’s gut“, weiß ich, dass mich einige für abgehoben halten, andere entgeistert erwidern: Aber ... und prompt folgt die Aufzählung von Krieg und Hungersnöten, von Gas-, Strompreisexplosionen und natürlich die Benzin- und Lebensmittelpreise, fast schon vergessen Corona. Ja, das alles gibt es und ist durch nichts zu beschönigen!
Dürfen wir uns echauffieren über den Preis einer Semmel (Schrippe), wenn dieser Tage Baby Vinice auf den Philippinen als acht-milliardster Mensch geboren wurde? (Das ist eine Verdrei- fachung seit 1950! Und damals glaubten wir, dass dann die Welt „explodieren“ würde).
Ist der Gas-/Stromschock vergleichbar mit der Rapsöl-/Toilettenpapier-Hysterie? Und das jetzt nur, weil unsere Politiker alles zusammenge- kratzt/gekauft haben, um die Gasspeicher zu füllen (Stand Mitte November 100 %) – übrigens mehr als die sonst anvisierten 95 % der letzten Jahre und damals alles ohne Öl/Preisschock (Q.SZ.15.11.).
Warum dümpelt eine Flotte von mehr als 30 LNG-Flüssig-Gastankern* vor den Häfen in West- europa? Ganz einfach: Sie warten darauf, dass es kalt wird und wir, die Deutschen, in unserem Sicherheitswahn meinen erfrieren zu müssen und uns deshalb selber in Angst und Schrecken versetzen. Im englischen Sprachgebrauch heißt das „German Angst“. So war es während der Corona-Pandemie, als sich viele Europäer und die Türkei über die Kollektivpanik der Deutschen wunderten. So war es nach dem russischen An- griff auf die Ukraine, als hierzulande viele Leute mit dem unmittelbar bevorstehenden Ausbruch des Dritten Weltkriegs rechneten und schon mal die Koffer für den Umzug in die Toskana oder nach Malle vom Keller holten. Und genau deshalb steigen die Preise, siehe „Klopapier“. (Q. Handels- blatt 10.11.). Als die Heizölpreise von 2002 auf 2012 um ca. 300 % stiegen, hat das (kaum)
liche Karriere. Sicherlich ist das den letzten beiden Corona-Jahren geschuldet, weil man durch das Homeoffice festgestellt hat, dass es neben dem Berufsleben auch noch ein Privatleben gibt. Des- halb nennt man sie auch die „Generation Why?“. Zu ihrer Sinnsuche passt die Ansage einfach nicht: „Aufstieg um des Aufstiegs willen“. Zum Glück gibt es viele Ausnahmen und die, die bereit sind sich „reinzuhängen“, die werden die zukünf- tigen Chefs in Unternehmen sein. Für Sie wird es jedoch viel schwieriger sein, sich zu behaupten, zu viele (bürokratischen) Hürden und Neuerungen im Wirtschaftsleben erfordern ein neues Denken, eine völlig andere Herangehensweise. Ganz im Gegensatz zu uns, die „Boomer“ (Jahrgang 1945- 1968), für die ja alles eigentlich nach Plan lief. Als geburtenstarke Jahrgänge haben wir gelernt: „Nur Konkurrenz belebt das Geschäft“. Der Spruch: „Hilf dir selbst, dann wird dir geholfen“ war unser Leitspruch zum Erfolg. Die Arbeit (so wie wir sie definierten) war für uns der zentrale Lebensinhalt und dementsprechend gestalteten wir unsere Karrieren: zielgerichtet, aber auch mit unvorher- gesehenen Umwegen – mit vollem Einsatz ... und vollem Risiko bis hin zur Selbstaufgabe. Wer da etwas werden wollte, musste sich durchsetzen und mitschwimmen oder untergehen.
Mit Aufstiegschancen und damit Anerkennung wird auch derzeit Fußball gespielt. Ein schöner Sport, auch wenn nicht ganz klar wird, warum 22 Spieler nur einem Ball hinterherlaufen. Symptoma- tisch wird das Spiel mit dem Ball, wenn man ihn, den Ball, „rar“ macht, weil alle ihn haben möchten (das gilt dann übrigens auch für viele andere Pro- dukte). Daher auch die horrenden Preise für die Spieler, die treten – auch den Ball. Dass das alles in einem Wüstenstaat stattfindet, wir im Winter, statt im Sommer, garantiert keinen Bock auf Public-Viewing haben und statt Bier wirklich mit Glühwein als Prost auf einen Sieg trinken möch- ten, mag uns Deutsche kümmern. Aber es gibt ja auch noch „warme“ Länder, die sich mal freuen dürfen, live und nicht zeitversetzt den Ball rollen zu sehen. Ist das nicht auch ein Quäntchen Fairness?
Dass Fairness im heutigen globalen Business nur noch schwer zu finden ist, sollte uns nach- denklich machen. So sind es die Katarer die mit Fußball und Kommerz ein „Golden Goal“ schießen, wohl wissend, wie wichtig der kleine Wüstenstaat in der Welt wegen der Energiekrise ist. Deshalb auch die „gelbe Karte“ für unseren Wirtschafts- minister, der mit einer großen Verbeugung um „Verlängerung“ (Flüssiggas-Lieferungen) bat, die- se aber nicht bekommen hatte. Zu groß ist noch die Verärgerung der Katarer, dass wir Deutsche vor zig Jahren dem russischen Gas den Vorrang gaben – weil´s billiger war. Jetzt sollte Deutschland mit einem „taktischen Foul“ mit Knebelverträgen 20 Jahre an die Lieferung von Flüssig-Erdgas ge- bunden werden, um die Zukunft von Katar abzu- sichern. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe schaut, besonders in Arabien, anders aus. Deutlich zu sehen bei den obligatorischen TV-Begrüßungs- zeremonien. Und Recht haben sie. Unsere Poli-
Frank@Gindler.de
tiker reagieren pikiert mit einer "roten Karte", sprich sie mussten sich neue Lieferanten suchen. So sind die Italiener (ENI) die lachenden Dritten. Sie lassen sich „knebeln“ und „pfeifen“ auf eine EU-einheitliche Vorgehensweise. (Q. MM 15.11.). Na wenn da mal nicht wieder jemand „zündelt“.
Statt zu „zündeln“ haben die Porsche Motor- sport-Serien in diesem Jahr ein wahres Feuer- werk „abgeschossen“. Zu den Highlights im Porsche Sports Cup zählte Mitte September sicher- lich die Rennstrecke in Misano (s.S.10), die „nur“ durch das 18. PSC Finale am Hockenheimring getoppt wurde. Wenn dann mit Youngster Gian Luca Tüccaroglu seinen ersten Titel in der Porsche Sprint GT-Serie gewinnt, wird deutlich, dass die Jungen sich anschicken, den alten Hasen das Siegertreppchen, die Pole Position ernsthaft streitig zu machen.
In der PCHC-Serie musste auf dem Nürburg- ring bis zuletzt um den Meistertitel hart gekämpft werden. Letztendlich war es der Vorvorvor-Jahres- sieger (2019-2022) Christian Voigtländer, der sich so in der Bestenliste des PCHC-Rennsports ver- ewigte. Am Finaltag sicherten sich mit jeweils 15 Sekunden (eine Ewigkeit im Rennsport) Heinz- Bert Wolters und Peter Mamerov den Tagessieg im ersten und zweiten Rennen. Schon seit ein paar Jahren können einige Veranstaltungen im ADAC / YouTube Lifestream verfolgt werden.
Statt wie in den Vorjahren in Assen war der Endlauf der PCC-Veranstaltung in diesem Jahr in Meppen, die Kreisstadt im Emsland mit dem imposanten Kühlturm, den ein Kunstwerk von Christopff Rihs ziert: die größte Weltkarte laut Guinness-Buch. Die engen Wertungen im niedrigen zweistelligen Bereich spiegelten den Wettkampf auf der Strecke wider. Aufgrund von Punktgleich- heit mussten sogar die Feinheiten des Regel- werks hervorgezogen werden. (s. Seite 26).
Immer wieder überraschen mich die Porsche Clubs mit ihren Berichten zu Clubausfahrten (ab S. 33). Im 37. Jahr PCLife-Magazin meine ich ei- gentlich alles „gesehen“ zu haben. Doch weit ge- fehlt. Die Kreativität, die sorgfältige Auswahl der Routen, aber auch das soziale Engagement ver- deutlichen mit und in jeder Ausgabe, dass wir, die Clubmitglieder, uns zu einer großen Familie zählen, in der Zusammenhalt, Freundschaften und unsere gemeinsamen Interessen an der Marke Porsche Bestand hat. Über alle Widrigkeiten des Alltags hinweg. Und das ist gut so.
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Und deshalb wiederhole ich: Uns geht’s gut! Sagen wir DANKE.
Editorial
    jemanden „gejuckt“. Warum also jetzt bei 131ct/2020 auf 184 ct/ 2030? (Q.Statista.com).
Alles steigt, nur leider viel zu viele der jetzt 27-41jährigen „Millennials“ haben einfach keinen Bock mehr auf eine steile beruf-
In diesem Sinne
Frank Gindler Chefredakteur
PORSCHE
SCHÖNES ERFAHREN
      Titelbild: PC Kassel
 *) Die größten Tanker im Welthandel sind in der Lage, bei einer Länge von 300 Metern mehr als 250 000 Kubikmeter LNG zu transportieren. Damit könnte eine Großstadt mit zwei Millionen Einwohnern fast ein ganzes Jahr lang mit Energie versorgt werden.
PCLife 04 | 2022 3







































































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