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                Könnte ich nur drei Wörter Spa- nisch — ich hätte mich in einer der „legendären“ Altstadthotels eingecheckt. So mitten im Leben das Leben bestaunen, hat sein ei- genes besonderes Flair.
Bei meiner Altstadterkundung bleibe ich staunend vor einem echten architektonischen Gebäu- de aus den 1920er Jahren stehen. Es erinnert mich sofort an Barce- lona, an die Bauwerke von Josep Puig i Cadafalch, Gaudis Casa Batlló oder Casa Vicens.
In diesen Mauern verbirgt sich das Hotel Palacio Cueto. Im für mich imposantesten Gebäu-
de, im kolonialen Herzen der Stadt, waren früher ein Lager und eine Hutfabrik untergebracht. Es spiegelt mit seiner reich verzierten und in Stein gemeißelten Ornamentik-Fas- sade den expressionistischen Stil des frühen 20. Jahrhun- derts wider. Unübersehbar sind die verspielten, muskulösen männlichen Figuren, die den Haupteingang anstelle von Säulen einrahmen, genau wie die weiblichen Karyatiden*. Zimmerpreis ab 180 US$.
* Die Frauenstatuen tragen schweres Gebälk, stützen Balkone, Gesimse und Portale mit eleganter, gelassener Leichtigkeit und wurden im 19. Jahrhundert überaus oft in die Fassadengestaltung mit einbezogen.
Das 4*Hotel FLORIDA wurde im Jahr 1885 eröffnet und ist ein wunderschön renoviertes Kolonial-Hotel im Herzen von Alt-Havanna. Die außergewöhn- liche, besitzergreifende kubanische Atmosphäre in der Lobby wird durch ein verschiebbares Glasdach „ge- krönt“. Wer leidenschaftlich Salsa tanzt, gerne Menschen beobachten will oder einfach nur eine authen- tische kubanische Erfahrung machen
möchte, wird die Pianobar „Maragot“ im Hotel Florida nicht mehr vergessen. Die Bar ist bei Einheimischen und Tou- risten gleichermaßen beliebt. Zimmerpreise ab 130 US$.
Das 4*-Hotel Ambos Mundos (Preise ab 180 Euro) befin- det sich an einer der belebtesten Ecken von La Habana Vieja (Obispo und Mercaderes), ebenfalls im historischen Stadtzentrum von Havanna. Von seinen Balkonen aus kann man das Auf und Ab der Menschen mit-leben, ihre soziale Dynamik, die Farbenfreudigkeit und die unverwechselbare Klangfülle, die aus ihren Gesten, ihren Ausrufen, ihren laut
geführten Unterhaltungen und ihrer Musik erwächst mit-fühlen. Vielleicht einer der Gründe, warum Ernest Hemingway gerade deshalb hier eines seiner Zimmer zu seinem ersten Heim auf der Insel machte. Somit ist
und wird auch das Zimmer 511 nie mehr anderweitig belegt werden. Wie Zigtausende andere Touristen auch, darf ich, zu- sammen in einer kleinen Gruppe, das schlicht möblierte Mu- seums-Zimmer betreten. Anfang der 1930 Jahre war hier sein Wohn- und Schreibtisch. Mit einem fast Rundumblick von der Hotel-Dachterrasse aus, schaue ich mir aus der Höhe das Treiben in der Altstadt an, genieße die Live-Musik und den wievielten Cuba Libre eigentlich?? Zimmerpreise ab 180 Euro.
Um den Kriegsberichter-
statter, Schriftsteller und
Literatur-Nobelpreisträger
Ernest Hemingway etwas
näher zu sein, lasse ich mich
auf einen Drink in seinem
Stammlokal Bodeguita del
Medio ein, und trinke einen
auf DU. Er „erzählt“ mir von
seinem Leben und um das
nachzuempfinden lasse ich
mich für ein paar CUC etwas
außerhalb Havannas fahren,
zur Villa „La Finca Vigia“
chauffieren. Über 9.000
Bücher und Zeitungen sta-
peln sich in Regalen und auf
dem Boden bis an die Decke,
selbst im Bad steht ein Bü-
cherregal. Überall, wo keine
Regale stehen, zieren Jagdtrophäen aus Afrika und Stier- kampfplakate die Wände. Die alte Remington-Reiseschreib- maschine des Schriftstellers steht auf einem der Bücherre-
gale, und auf dem Bett im Schlafzim- mer liegt ein Packen ungeöffneter Briefe. Auf dem Tisch im Wohnzimmer ste- hen eine halbleere Whisky-Flasche und zwei Gläser. Es ist, als wäre er nur kurz weggegangen: rauf in seinen Turm, um zu schreiben oder um eine Runde in seinem vier Me-
ter tiefen Pool zu schwimmen, was er wegen seiner Rückenschmerzen täglich tat. Als
Katzenliebhaber hat er seinen über 50 Katzen in der groß- en Gartenanlage einen letzten Ruheplatz eingeräumt. Hier entstand auch die Erzählung „Der alte Mann und das Meer“, für die er mit
dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Um jeden Erbschaftsstreit zu vermeiden, hat Hemingway seine Finca Vigía dem ku- banischen Volk testamentarisch vermacht.
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