Page 166 - PCL 03 2019
P. 166

FINEST onTOUR I WELTREISEN I KUBA
Sinnen
Die Wunschliste, was man so alles auf der Insel er­leben und er­fahren will, ist relativ lang. Doch meine Wunschliste blieb dieses Mal leer. Allein das Wissen in die „Vergangenheit“ zu reisen, ist/war für mich der große Ansporn, endlich, nach über 30 Jahren Abwarten, Anfang Mai zu starten.
MIT ALLEN
GENIESSEN
CUBA
Zum wiederholten Male fliege ich über Zürich mit der „Edelweiss“ und jetzt direkt nach Havanna. Ganz ehrlich: dieser „Ableger der Luft­ hansa“ braucht sich hinter keiner der VAE­ und Asien Airlines verstecken. Auch wenn der Name „Provinzcha­ rakter“ suggeriert, verbirgt sich da­
hinter ein Hauch von Schweizer Zuverlässigkeit, Seriosität und Gastfreundschaft. Souverän der Service, die Bequemlichkeiten an Bord und das Essen — es
schmeckt vorzüglich, auch in großer Höhe und in Kombination mit den angebotenen Weinen — sind wirklich überzeugend.
Gut ausgeschlafen landen wir in Havanna. Um den Spagat zwischen „Kuba gestern“ und Gegenwart nicht all zu groß werden zu lassen, checke ich (vorsichtshalber) im PACKARD, ein Grand Iberostar­ hotel, ein (s. Seite 174).
Und von hier aus ziehe ich meine Kreise:
Havanna ist mit etwas über zwei Millionen Einwohnern die pulsierende Hauptstadt Kubas. Für die Einheimi­ schen ist es „La Ha­
bana“ und das klingt
dann so wie die Stadt ist: noch überwiegt die Architektur aus der spanischen Kolonialzeit im 16. Jahrhundert und erstrahlt im Charme einer älter werdenden Diva, die sich etwas „aufgepeppt“ hat. Darunter verstehe
ich die aufwendige
Renovierung vieler Alt­
bauten und die bunten
Fassadenanstriche, die die Spuren der Vergangenheit übertünchen (müssen). Aber genau darin liegt für mich der Charme — so höre und lese ich KUBA.
In der UNESCO­Weltkulturerbe­Altstadt Habana Vieja ergeben sich spontan Szenen wie in einem Film: Kubanische Rhythmen erklingen aus kleinen Gassen, deren klobige Kopfsteinpflaster im Laufe der Jahr­ zehnte so glatt geschliffen sind, dass man aufpassen muss nicht auszurutschen. Man sieht farbenfroh ge­ kleidete Frauen und hört das Hufgetrappel der Pferde vor bunt bemalten Kutschen, die einfach (noch) zum Stadtbild gehören. Ich setze mich in eines der vielen Cafes, bestelle einen kubanischen Kaffee und schaue mir auf der Kamera nochmals das an, was ich bisher
schon gesehen habe: das Castillo De San Salvador De la Punta, das Castillo de la Real Fuerza, die Festung El Morro, das Capitol, das Revolutionsmuseum u.a.
Von weitem konnte ich die 20m hohe weiße Carrara­ Marmor­Statue El Cristo de La Habana erahnen. Ohne Platzangst stand ich ziemlich einsam und verloren auf dem Revolutionsplatz, der 1959 erbaut wurde. Der ur­ sprünglich „Plaza Cívica“ getaufte Platz ist mit einer Fläche von 72.000 Quadratmetern (etwa zehn Fußball­ felder) einer der größten Aufmarschplätze der Welt. Im Juli 1961 wurde er in „Plaza de la Revolución José Martí“ umbenannt. Er war die Kulisse für zahlreiche der legen­ dären Massenversammlungen Fidel Castros.
Was für ein Gefühl, alleine und ohne Platzangst (Anm.: das Gegenteil von Klaustrophobie z.B. in einem Aufzug) auf einem Platz zu stehen, auf dem rund 1.000.000 Menschen Platz haben. Wie ein mahnender Zeige­ fnger überragt das 109m hohe und sich nach oben ver­ jüngende Monument Jośe Marti den Revolutionsplatz. Es ist dem Nationalhelden (1853­1895) gewidmet, dem Schriftsteller und Vordenker der Unabhängigkeit Kubas. Der Turm hat die Grundfläche eines Fünfsterns und ist mit grauem Marmor verkleidet, gebrochen auf der Insel Isla de la Juventud, einer Nebeninsel Kubas. Trotz der Hitze bestelle ich einen weiteren eisgekühlten „Cuba Libre, Marke „ungelagert“, preiswert und touris­
tentauglich. Erst später im Hotel werde ich mit einigen „Santiago 25 años“ anfangen den Abend aus­ klingen zu lassen. Die vielen Men­ schen auf der Plaza de la Catedral und vor der barocken Catedral de la Virgen María de la Concepción Inma-
culada de La Habana (Anm.: Habe extra den Namen so notiert) bringen mich dazu das zu tun, was ich immer auf Städtereisen mache: ein Plätzchen suchen und einfach den Menschen zuzuschauen.
Es duftet nach Frühling und auf den gepflasterten Plätzen und in den grünen Parks stehen und liegen Männlein, Weiblein und Hunde in der warmen kari­ bischen Sonne. Die Habaneros, die Einwohner Havan­ nas, reden, lachen, schmusen, küssen sich und das aus Lebensfreude und ... weil kaum einer ein Handy hat, der die Zweisamkeit und das Miteinander stören könnte. Ja, es ist auffallend, die Handys sind hier teuer und die Internetgebühren des einzigen Anbieters auf der Insel „ETECSA“ kann sich kaum einer leisten.
   166 PCLIFE 03 I 2019
FINEST-onTOUR.DE








































































   164   165   166   167   168